In den 110 Jahren von 1820 bis 1930 sind etwa 6 Millionen
Deutsche nach Amerika ausgewandert. Was sie zur Auswanderung veranlaßte,
wie schwierig oft der Prozeß von Anpassung und Integration für
sie war, aber auch welche neuen Möglichkeiten sich ihnen boten - das
hat seinen Niederschlag in Abertausenden von Briefen gefunden. Sie zeigen
als individuelle menschliche Zeugnisse subjektives Erleben, wie es keine
historische Darstellung vermitteln kann.
Die Herausgeber dieses Bandes begnügen sich nicht damit, eine Auswahl
aus den vielen Auswandererbriefen zu treffen, die sie haben zusammentragen
können - auch wenn eine solch Anthologie immer noch ein farbiges Bild
von den Lebensbedingungen in Amerika vermittelt hätte. Sie haben vielmehr
nur Briefserien in ihren Band aufgenommen, also eine Folge von Briefen aus
der Feder eines Schreibers oder einer Familie über einen längerenZeitraum
hinweg. So entsteht vor den Augen des Lesers zugleich ein Bild von der Persönlichkeit
der jeweiligen Schreiberin oder des Schreibers.
Darüber hinaus haben die Herausgeber unter aufwendigen Bemühungen sowohl in Deutschland als auch in Amerika Informationen über das Leben der schreibenden Auswanderer gesammelt. Obschon die Bauern und Handwerker, die Arbeiter und Dienstboten, um die es hier zumeist geht, abgesehen von ihren Briefen nur selten andere direkte Äußerungen hinterlassen haben, gelingt es doch, mittels anderer Zeugnisse individuelle Schicksale zu rekonstruieren und diese in größere geschichtliche Zusammenhänge einzuordnen.
So ist ein einzigartiges Werk entstanden: eine wissenschaftliche Quellenedition, aber auch ein für den Nichthistoriker fesselndes Lesebuch.