Auswanderbriefe aus

Nordamerika

»Es lohnt sich«, so der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau, »den Spuren vom Weggehen und Ankommen nachzugehen. Sie erzählen viel über unsere eigene Vergangenheit, und sie können uns helfen zu verstehen, dass es Zuwanderung und Auswanderung und die damit verbundenen Chancen und Probleme nicht erst seit wenigen Jahrzehnten gibt«.

Der Quellenwert von Auswandererbriefen

Wissenschaftliche Koordinatorin der DABS: Prof. Dr. Ursula Lehmkuhl


Warum sammeln wir Auswandererbriefe?

Auswandererbriefe vornehmlich einfacher Menschen sind eine durch nichts zu ersetzende, zentrale Quelle für die Kultur- und Alltagsgeschichte der Migration, aber auch für die Sozial-, Mentalitäts- und Sprachgeschichte. Der hohe Quellenwert von Auswandererbriefen, noch vor 30 Jahren kaum beachtet, ist heute unbestritten. Sie sind nach wie vor neben den wenigen erhaltenen Tagebüchern die einzigen zeitgenössischen (Gegensatz: Memoiren) und tatsächlich subjektiven sozialgeschichtlichen Zeugnisse bzw. "Ego-Dokumente" für die Prozesse der Auswanderungs-entscheidung sowie der Orientierung und Integration im Gastland. Diese ganz persönlichen Zeugnisse über das Erleben des Gastlandes – Fremdes und Vertrautes, Sprachprobleme und Heimweh, Diskriminierung und wirtschaftlicher Erfolg, Zerrissenheit zwischen alter und neuer Heimat, Ängste, Hoffnungen, Stolz auf Erreichtes und auf die eigene ethnische Gruppe, - lassen nicht nur das Schicksal der Deutschamerikaner rekonstruieren, sondern geben auch bewegende und aufrüttelnde Hinweise auf ein paralleles, wenn auch nicht immer direkt vergleichbares Erleben der Gastarbeiter, Asylbewerber und permanent in Deutschland lebenden Ausländer.

Gerade deshalb sind Auswandererbriefe, wiewohl primär von wissenschaftlichem Interesse, auch für Schulunterricht und politische Bildung bedeutsam. Auswandererbriefe als Lehrmaterial werden in Schule und Erwachsenenbildung sehr häufig verwendet, weil sie auch einen hohen didaktischen und gesellschaftspolitischen Wert besitzen. Demonstrieren sie doch eindringlich und unmittelbar, dass auch Deutsche einmal Einwanderer waren, ihre Sprachschwierigkeiten hatten, nicht selten diskriminiert wurden und es gelegentlich auch zu Auseinandersetzungen mit den Einheimischen kam.

Wozu benötigen wir Auswandererbriefe?

Briefe von Auswanderern sind nach wie vor neben den wenigen erhaltenen Tagebüchern die einzigen zeitgenössischen (Gegensatz: Memoiren) und tatsächlich subjektiven sozialgeschichtlichen Zeugnisse bzw. "Ego-Dokumente" für die Prozesse der Auswanderungsentscheidung sowie der Orientierung und Integration im Gastland. Sie sind unersetzlich, weil nur sie über viele Aspekte der Auswanderung von sechs Millionen Deutschen nach Nordamerika verlässliche Auskunft geben, vor allem über deren Wünsche und Hoffnungen, Schwierigkeiten und Erfolge, Eindrücke und Vorurteile. Deswegen geht es hier nicht nur darum, Material für Historiker und Familienforscher zu finden, sondern ein angesichts der ständigen Verluste durch Tod und Umzüge akut bedrohtes wertvolles Kulturgut zu retten.

Helfen Sie mit!

Auswanderbriefe enthalten wichtige Informationen über die Erfahrungswelten unserer Vorfahren. Sie sind ein unersätzliches Kulturgut, das gerettet und der Forschung zugänglich gemacht werden sollte. Sollten Sie im Besitz von Auswandererbriefen sein oder Kenntnisse über Auswandererbriefe haben, melden Sie sich bei uns.

Ansprechpartnerin für Briefebesitzer:

Prof. Dr. Ursula Lehmkuhl (Trier/Gotha) (Email-Kontakt)